MUSTERHAUS

SITUATION

Unter dem Namen „Musterhaus“ fand im Sommersemester 2015 für alle Interessierten ein Workshop rund um das Thema Siebdruck statt. Dieser umfasste nicht nur das Durchlaufen der einzelnen Arbeitsprozesse bis hin zum fertigen Druck, sondern auch den Bau von hochschuleigenen Siebdruckmaschinen. Völlig begeistert von der einmaligen Gelegenheit schloss ich mich dem Fertigungsverfahren an und baute so auch eine eigene Maschine für den persönlichen Gebrauch. Auf diese Weise konnte man die Technik besser verstehen lernen und sich viel intensiver mit dem Herstellungsprozess eines Siebdruckes auseinandersetzen.

Als Ziel des Kurses galt es, sich mit den vielfältigen Möglichkeiten des Siebdruckens zu beschäftigen, mit verschiedensten Drucktechniken, Untergründen und Farbvariantionen vertraut zu machen und anschließend experimentell weiterzuentwickeln. Die entstandenen Bilder sollten nicht nur zweidimensional funktionieren, sondern als ganzer Raum wahrnehmbar sein. Die Motivwahl war im Voraus definiert worden und sollte sich um das Thema Tier/Haustier drehen.

KONZEPT

Meine Wahl fiel auf den Oktopus, ein Tier, das mich von Grund auf fasziniert. Seine Gestalt ist einmalig und unverkennbar, genauso wie seine Art der Fortbewegung. Die vielen Tentakel und Saugnäpfe auf seinem Körper wirken bizarr, doch wenn er mit ihrer Hilfe langsam und bedacht durchs Wasser gleitet, kommt ihnen eine sanfte und sensible Schönheit zu. Der Oktopus polarisiert, er steht zwischen anmutiger Schönheit und Tiefseeungeheuer. Und genau diese Wirkung möchte ich auch über mein „Musterhaus“ auch erzielen, das von meinem Oktopus eingenommen wird. Die vielen Fangarme erstrecken sich im ganzen Raum und sollen damit eine erdrückende, unbehagliche Stimmung erzeugen. Die Tentakel wurden deshalb nicht nur auf eine ebene Fläche gedruckt, sondern ziehen sich über alle raumbegrenzenden Seiten, Decke und Boden. Der dreidimensionale Druck verleiht dem Oktopus Leben und verstärkt seine raumeinnehmende Wirkung. Die ornamentale und detailreiche Gestaltung des Motivs bildet den Kontrast zum „Ungeheuer“ und hilft dabei, es aus einem völlig anderen Blickwinkel zu betrachten. So wird Bedrohlichkeit zu Grazie, Eleganz und vor allem Formvollendung.